Excerpt from Die Vaginale Radicaloperation: Technik und Geschichte
Wie die aromatischen Bähungen, die Mercurialeinreibungen und die Pinselungen der geduldigen Portio die gynäkologische Therapie vor einigen Jahrzehnten noch beherrschten, so giebt heute das Messer der Behandlung der Frauenleiden die Signatur.
Gleichzeitig mit der Erfindung der verschiedensten Operationen hat sich das Feld der Indicationen ins Ungemessene gedehnt. So konnte Noeggerath vor einigen Jahren ein traurig langes Register der Krankheiten zusammenstellen, welche die Anzeigen für die Emmet'sche Operation abgegeben haben; man heilte mittelst der Trachelorrhaphie, um nur einige der 26 Indicationen zu nennen, die Retroversio-flexio uteri, den Prolapsus uteri et vaginae, Epilepsie, Dementia und Salivation. So sagten es wenigstens die Veröffentlichungen. Und war es etwa anders mit den Anzeigen zur Collumabsclmeidung und zur Castration?
Der Erfolg der Operationen bei den Serien von Indicationen wurde seitens der Autoren durch gewaltige Zahlenreihen von Operirten bewiesen, die unter dem Schutze der Asepsis und Dank der Toleranz der weiblichen Genitalien mit dem Lehen davongekommen waren. Die "wissenschaftliche" Begründung für die Zweckmässigkeit einer Operation wuchs bei dem Emporwuchera der operativen Gelüste zu der einfachen Formel aus: Mortalität einer Operation bei 100 oder 200 Fällen - 0; die Operation ist somit ungefährlich und darum gut. Das allein ausschlaggebende Kriterium für die Zweckmässigkeit einer operativen Maassnahme, der bleibende Erfolg, die Dauerheilung, verfiel bei der "rage de nombre" der Atrophie.
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